42 – Update für das Lernen und Lernen für die Zukunft

Wie wir aus der Literatur wissen, ist 42 die Antwort auf die große Frage nach dem Leben, dem Universum und Allem. Das wissen zumindest die, die „Per Anhalter durch die Galaxis“ gelesen, gesehen oder gehört haben. Die Zahl 42 kommt vermutlich nicht von Ungefähr auch in dem Namen eines (relativ) neuen Lernkonzepts vor, welches sich in Deutschland konkret als Wolfsburg42 oder Heilbronn42 einen gewissen Namen gemacht hat. Liegt in dem neuen Lernkonzept vielleicht ebenfalls die Antwort auf die Frage nach dem Leben, dem Universum und Allem?

Lernen verändert sich gerade massiv. Eigenverantwortliches, selbständiges Lernen per Internet, zumeist anhand von den Herausforderungen, die das Leben, und hier vor allem das berufliche Leben, bieten. Vor allem in der Informatik hat sich hier viel getan – kein Wunder, die sitzen ja eh vor dem Rechner.

Auch in der Ausbildung von Informatikern und Programmierern sind in den letzten Jahren einige spannende Angebote entstanden, die eine Live-Form dieses Lernens anbieten. Ziel ist es, mehr Menschen für das Programmieren zu gewinnen und sie auszubilden. Ein aktuelles Projekt ist 42Wolfsburg oder auch Heilbronn42.

In beiden Projekten bilden sich Studierende selbst aus und sollen „zur nächsten Generation europäischer Software-Ingenieure“ heranreifen. So der Plan. Gelernt wird selbständig durch Lern-Challenges, gemeinsam mit anderen und an praxisbezogenen Problemstellungen. Es gibt keine Lehrer, keine Altersbeschränkung, man braucht kein Abitur. Wenn man Fragen hat, fragt man die anderen Schüler, nutzt Werkzeuge wie Youtube Scholar oder fragt DIE Plattform für Fragen aus dem IT-Bereich Stack Overflow. Gestellt wird der Raum und ein kreatives Umfeld. Und natürlich die Lern-Challenges, die einfach beginnen und bis zu den aktuellen herausfordernden Themen wie dem Autonomen Fahren oder Künstliche Intelligenz reichen. Die Aufgabenstellungen bauen aufeinander auf und „zwingen“ so, die Aneignung und die Auseinandersetzung mit dem Wissen, welches für die Bearbeitung der jeweiligen Aufgabe notwendig ist.

42Wolfsburg und Heilbronn42 sind Teil eines Netzwerkes ähnlicher Einrichtungen, die auf die 2013 in Paris gegründete, gemeinnützige und unabhängige École 42 zurück geht. In Deutschland gibt es bisher zwei Ableger, weltweit – wie sollte es anders sein – 42 Standorte (Stand 1.2.2024) auf fünf Kontinenten. Vermutlich werden es mit der Zeit noch mehr Standorte werden.

In Wolfsburg ist natürlich VW beteiligt und sponsert das Angebot, in Heilbronn die Schwarz Stiftung. VW sucht dringend Programmierer, die daran mit arbeiten, die digitale Transformation des Konzerns voran zu bringen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass in Wolfsburg Themen wie autonomes Fahren und andere aktuelle Themen Inhalte des Studiums sind. Es geht also um weit mehr als nur ein paar Informatik-Grundlagen in einem neuen Lernkonzept lernen zu lassen, um dann „richtig“ zu studieren. Die Studierenden werden in einem aufwändigen Verfahren ausgewählt, arbeiten dann an praktischen Aufgaben mit steigendem Schwierigkeitsgrad, um dann am Schluss mit Kusshand von den sponsernden Unternehmen direkt eingestellt zu werden.

Lernen heute ist anders!

Die Entwicklung in der Technik und in vielen weiteren Bereichen ist so schnell, dass man als berufstätiger Mensch heute im Grunde ständig lernen muss – dazu lernen, aber auch völlig neu lernen. Menschen, die sich heute für einen Beruf entscheiden, werden mit sehr großer Wahrscheinlichkeit zum Ende ihres Berufslebens einen anderen Beruf ausüben.

Lernen lernen

„Lernen lernen“ ist seit vielen Jahren eine abgedroschene Floskel und dürfte in jedem Bildungsplan irgendwie vorkommen. Die Frage ist, mit welchem Erfolg Kinder, Jugendliche und Erwachsene das Lernen im Rahmen ihrer bisherigen Lernbiografie gelernt haben.

Die Zunahme an neuem Wissen, an neuen Erkenntnissen erfordert es, ständig am Ball zu bleiben und das idealerweise an den Themen, mit denen man sich gerade beschäftigt. Aber auch das Erlernen ganz neuer Themen oder ganzer Themengebiete gehört heute dazu. Bereiten die klassischen Bildungskonzepte aus Schule und Hochschule darauf ausreichend vor?

Wolfsburg42 und Heilbronn42 basieren von vorneherein auf dem selbständigen Lernen anhand von vorgegebenen Themenstellungen. Gruppen von Lernenden tragen gemeinsam das für die Bearbeitung der Aufgaben notwendige Wissen zusammen, nutzen dafür die vielfältigen Informationsquellen, die das Internet, aber auch klassische Bibliotheken und andere bieten, tauschen sich aus, lernen gemeinsam und erarbeiten eine Lösung für die vorgegebene Aufgabe. Das sind die Fähigkeiten, die es für die Zukunft braucht: In der Lage sein, sich das Wissen für die kommende Aufgabe selbst anzueignen.

Informatik sowieso

Außerhalb der „42er Schulen“ gibt es unzählige Möglichkeiten selbst zu lernen über das Internet. Jeder wird sich schon mal auf Youtube irgendein Erklärvideo für ein aktuelles, zu lösenden Problem angeschaut haben. Für das Programmieren lernen, wie auch bei weiteren digitalen Themen ist das Angebot am größten. Im Free Code Camp kann man beispielsweise als Anfänger einsteigen und wird kostenfrei auf einen Level gebracht, mit dem man in eine Karriere als Programmierer einsteigen kann. Das erfordert viel Durchhaltevermögen, Selbstdisziplin und ist sicherlich nichts für jeden. Aber auf der Webseite berichten immer wieder Absolventen dieser Kurse, welche berufliche Entwicklung sie danach mit dem Gelernten gemacht haben. Es funktioniert also.

Lernangebote im Internet

Aber auch über die Informatik hinaus, gibt es unzählige spannende Lernmöglichkeiten. Zumeist digital und oft sogar kostenfrei. Auf Lernplattformen wie Coursera, Future Learn, edX und viele anderen finden sich Vorlesungen und Webinare zu vielen verschiedenen Themen der verschiedenen Disziplinen auf verschiedenen Bildungsniveaus bis zum Hochschulniveau. Ob Stadtplanung, Digitalisierung, Bildung, Sozialwissenschaften, Medizin, BWL, Informatik – die Themenbereiche sind breit gefächert. Die meisten Angebote sind auf englisch, sie stehen jedermann offen und man braucht kein Abitur.

Auf Youtube und anderen Webseiten kann man den Vorlesungen honoriger Professoren der ganzen Welt folgen, teilweise sogar live und mit der Möglichkeit, Fragen zu stellen. Wenn man wollte, könnte man sich sein Studium oder auch ein Zweitstudium hier selbst zusammen stellen. Zertifikate gibts gegen kleines Geld dazu.

Gerade in der Informatik dürfte es sowieso „normal“ sein, sich selbständig weiter zu bilden, neues zu lernen, neue Programmiersprachen und neue Technologie. Jedes neue Problem wird mit Hilfe einer Suchmaschine, Fachforen und dem eigenen Netzwerk gelöst. Wer gut ist, macht das so.

Wolfsburg42, Heilbronn42 und die vielen weiteren Standorte mit dieser Idee, zu lernen, machen also genau das Lernen zum Programm, was man für heute und in Zukunft sowieso braucht, um beruflich oder auch auf anderen Feldern erfolgreich sein zu können. Lernen geht heute auch anders und muss vor allem auch anders sein, um die Fähigkeiten zu vermitteln, auf die es heute ankommt.

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